Das Schnitzen von Totempfählen ist eine jahrtausendealte Kunst, die nahezu vom Aussterben bedroht war. Historisch gesehen gab es Totempfähle nur an der Westküste des nordamerikanischen Kontinents und nicht an der Ostküste. Vor ca. 70 Jahren versuchten einige der wenigen Indianer der Westküste Kanadas diese Tradition wiederzubeleben.

Der eigene Friends United Totempfahl

Bereits vor einigen Jahren hatte Gerry, als Geschenk für unsere Friends United Initiative, einen einzigartigen Totempfahl geschnitzt, der sehr detailliert und spirituell war. Nachdem wir nun die beiden Bäume in unserer Landerschließung begutachtet hatten, stellten wir fest, dass diese auf die Canadian Pioneer Estates Ltd. Stromleitung fallen könnten und so beschlossen wir kurzfristig, die Bäume zu fällen. Hierzu dankte Gerry erst Mutter Erde, die diese herrlichen Bäume hatte wachsen lassen und nahm eine Tabakgabe-Zeremonie vor. Nach indianischem Brauch muss man erst geben, bevor man nimmt und da sich unsere Landerschließung neben der sehr alten Malagawatch-Indianergemeinde befindet und dieses Land mit Sicherheit auch von den Vorvätern dieser Indianer bejagt und genutzt wurde, war dies sehr wichtig. Auch ist die Malagawatch Gegend immer ein wichtiger Fischfanggrund für die Indianer dieser Gegend gewesen. Besonders Austern, Kabeljau und Forellen dienen hier seit Jahrtausenden zur Nahrungskette der indianischen Völker.

Indianische Lehren und Weisheiten

Nach dem Fällen stellten wir fest, dass der eine Baum ca. 100 Jahre alt war und bei dem zweiten zählten wir über 140 Jahresringe. Leider konnten wir, wie erwartet, in der Mitte einer der beiden Bäume ein Loch wahrnehmen, welches durch Insekten entstanden war; trotzdem war der Baum aber noch zum Schnitzen für unsere Totempfähle geeignet.
Somit ergab sich das Potenzial, aus dem jüngeren Baum zwei kleinere Pfähle zu schnitzen und aus dem älteren Baum einen großen. Mit unseren indianischen Freunden kamen wir zum Entschluss, dass die Totempfähle die sieben heiligen Lehren bzw. Weisheiten der Indianer in Form von Skulpturen widerspiegeln sollten. Zu jeder Lehre gibt es, je nach Indianerstamm, ein bis zwei Lebewesen. Die Lehren sind: Liebe, Respekt, Mut, Aufrichtigkeit, Weisheit, Bescheidenheit und Wahrheit und die passenden Lebewesen hierzu sind beispielsweise: Adler (Liebe), Büffel (Respekt), Biber (Weisheit), Wolf (Demut und Bescheidenheit), Schildkröte (Wahrheit), Bär (Mut) und Mensch (Aufrichtigkeit).

Da wir neben unserem Friends United International Convention Centre extra eine Garage gebaut hatten, um an Totempfählen ganzjährig zu arbeiten, wurden nun die Baumstämme hierher transportiert und Gerry begann mit dem Schälen. Das Gesamtprojekt dauerte ca. 1 Jahr und unsere Kinder, sowie viele Mitarbeiter und Freunde, waren oft hier zum Zuschauen und Mithelfen. Als unser Freund Gerry nach 18 Monaten fertig war, konnten wir die beiden kleineren Totempfähle (Bär und Biber) mit sechs starken Männern in unser Kulturzentrum tragen. Der große Stamm, mit den anderen fünf Lebewesen-Motiven, wog über eine Tonne und dieser musste mit dem Traktor durch das Fenster in unser Zentrum gehoben werden. Hierfür waren dann allerdings schon neun Leute notwendig.

Endlich im Friends United International Convention Centre angekommen

Die nächsten Seiten zeigen unsere spirituelle, kulturelle und handwerkliche Reise über 18 Monate und man kann auf den Fotos erkennen, dass die Totempfähle nun schon in unserem Friends United International Convention Centre liegen. In den nächsten Wochen werden diese aufgebaut und wir laden gerne alle ein, sich diese persönlich anzuschauen. Was sich am Ende dieses Projektes auch noch ergab war, dass unser Freund Gerry ebenfalls Masken und Paddel aus Holz macht und vor allen Dingen auch ein sehr guter Maler ist. Hierzu mehr in den nächsten Ausgaben dieses Magazins. Die Fotos der nächsten Seiten beschreiben den Verlauf der Totempfahlentstehung. Da Gerry allerdings von der kanadischen Westküste kommt, wo Bäume auch schonmal über 500 Jahre und älter sein können, gibt es eine weitere interes-sante Fortsetzung, zu der unser Redakteur Tom Bauer in zukünftigen Ausgaben berichten wird …