Fotografie war schon immer meine große Leidenschaft. Als ich in Sibirien aufwuchs, war ich immer dabei, wenn mein Vater fotografierte und Bilder selbst entwickelte. Ich versuche auch heute, fotografisch alle schönen Ereignisse und Motive für unsere Familie festzuhalten.

Schon als ich Kanada und besonders Cape Breton als Touristin bereist hatte, faszinierten mich die verschiedenen Landschaften und Tierarten sehr. Seitdem ich hier dauerhaft wohne, habe ich damit begonnen, noch mehr zu fotografieren. Die wohl schwierigsten Motive für Fotografen sind wilde Tiere, zum Einen durch die schnellen Bewegungen und zum Anderen dadurch, dass viele Tiere, wie zum Beispiel Bären und Kojoten, primär nachtaktiv sind und ich ohne Licht natürlich nicht fotografieren kann. Einfach zu finden sind meist Elche, da diese sich nur langsam fortbewegen oder oft auch lange an einer Stelle verbleiben. Auch Robben auf dem Eis kann man im Winter einfach lokalisieren und recht nah an die Tiere beim Fotografieren herankommen. Im Normalfall gilt die Regel: Je kürzer die Distanz zum Motiv, desto besser das Foto.

Vor Winteranfang hatte unsere Familie eine Hütte am Ufer eines Gewässers in Cape Breton gebaut, um von hier aus Weißkopfseeadler (Bald Eagle) in den folgenden Monaten zu beobachten und zu fotografieren. Adler kann man auf dem zugefrorenen Gewässer recht einfach anködern, trotzdem muss man aber, aufgrund der immensen Flugschnelligkeit dieser Tiere, sehr konzentriert und gut vorbereitet vorgehen. Wir benutzen seit Jahren nur Nikon Kameras mit sehr hoher Auflösung und lichtstarken Objektiven zum Zoomen. Bei uns kommen Nikon Kameras zum Einsatz, da wir hier in der Regel die Objektive von Kamera zu Kamera austauschen können.

Eine ungewöhnliche Begegnung

Als ich dabei war, zwei gerade gelandete Adler beim Fressen vor unserer Hütte zu beobachten, flogen diese plötzlich aufgeschreckt davon. Dies konnte ich mir nicht erklären, bis dann eine ganz ungewöhnliche Begegnung stattfand. Aus weiter Ferne kam ein Tier auf unsere Hütte zugelaufen, dass ich anfänglich für einen Fuchs hielt. Dies wäre zwar auch eine interessante Fotogelegenheit gewesen, weil Füchse sehr schöne Tiere sind, trotzdem aber nicht ungewöhnlich, da man oft auch tagsüber Vertreter dieser Tierart sieht. Als das vierbeinige Wesen näherkam, wurde mir aber klar, dass es aufgrund von Größe und Farbe kein Fuchs sein konnte. Dieses Tier war nicht nur mehr als doppelt so groß wie ein Fuchs, sondern vierfarbig und dies ist in Nova Scotia immer eindeutig die Fellfarbe von Kojoten (braun, schwarz, grau, weiß). Dieser Kojote schien sich schon ungewöhnlich genau mit der Lage des Köders auf dem See auszukennen, denn er schlich sich sehr behutsam, aber auch zielstrebig an unsere Hütte am Ufer heran. Er musste also, aufgrund seiner Ortskenntnis, mindestens schon in der vorherigen Nacht hier gewesen sein. Nun verblieben mir nur wenige Minuten, in denen ich sehr schnell reagieren musste, um dieses einzigartige Tier fotografisch festhalten zu können. Einen Kojoten auf derartig kurze Distanz tagsüber zu fotografieren, ist praktisch unmöglich und eine ganz besondere Gelegenheit. Das majestätische Tier blickte sich ständig im 360 Grad-Winkel um und beobachtete besonders meine Hütte, was wahrscheinlich mit dem Klicken meiner beiden Kameras zusammenhing. Ich war in der Lage, einzigartige Fotos zu machen und bin sehr dankbar für diese seltene Begegnung. Jedenfalls hatte ich jetzt auch eine Erklärung dafür gefunden, warum die Adler so plötzlich verschwunden waren, denn Adler haben wesentlich bessere Augen als Menschen und diese nahmen den sich nahenden Kojoten schon lange vor mir wahr.

Großes Erstaunen über die Nahaufnahmen des Kojoten

Als ich die Fotos dem langjährigen Cape Breton Tierfotografen Rolf Bouman und anderen Anwohnern zeigte, gab es großes Erstaunen über die Nahaufnahmen des Kojoten und deshalb präsentieren wir einige der Fotos in dieser Ausgabe. Wie besonders dieses „Fotoshooting“ war, merkte ich erst, als Rolf Bouman mir seine Fotos von Kojoten zeigte, die er vor ungefähr 15 Jahren aus großer Entfernung machen konnte. Sie können erkennen, wie Rolf beim Weißwedelhirschbeobachten zufällig im Hintergrund auch einige Kojoten fotografieren konnte, die Hirsche auf den See treiben. Besonders im Winter scheinen die extrem menschenscheuen Kojoten hungriger zu sein und schleichen sich dann sehr gekonnt und unbemerkt an Beutetiere wie Hasen und Rebhühner an. Damit Kojoten einen Hirsch jagen, was extrem ungewöhnlich ist und auch tagsüber zu einem Futterplatz kommen, müssen diese sehr hungrig sein. Ich hoffe, dass Ihnen meine Fotos gefallen und ich Ihnen diese einzigartige Tierart und Cape Breton etwas näherbringen konnte.

Für heute verbleibe ich, mit besten Grüßen aus Kanada
Ihre Elena Paul