Flüssiges und gesundes Gold aus den Wäldern von Cape Breton

Wer nach Kanada reist, entweder um hier Urlaub zu machen oder sich entschieden hat, hier zu leben, der kommt an dieser Kostbarkeit der Natur nicht vorbei – Ahornsirup (Maple Syrup). Dieser ist in fast jedem Geschäft auf Cape Breton zu finden: Entweder in flüssiger Form, oder als beliebte Süßigkeit.

Ahornsirup wird aus dem Zuckerahorn gewonnen. Dieses braun-goldene Süßungsmittel ist schmackhaft und versorgt außerdem das Gehirn und die Muskeln effektiv mit Energie. Er ist seit Jahrhunderten bekannt und ein geschätztes Naturprodukt, das den Körper und die Seele verwöhnt. Was den Zucker betrifft, enthält das Naturprodukt Ahornsirup – anders als der übliche Haushaltszucker – nur 65 % Zucker
(Saccharose). Hier gilt: Die Mischung macht’s. Saccharose besteht zu gleichen Teilen aus Glukose und Fruktose. Ich persönlich möchte, so weit wie möglich, auf raffinierten Zucker verzichten.
Wenn ich Ahornsirup selber herstelle, weiß ich, was darin ist und woher er kommt – von den Bäumen in unserem Wald. Ich verwende ihn zum Beispiel zum Süßen für selbstgemachte Pfannkuchen, Waffeln oder zum Backen von frischen Kuchen.
Als unsere Familie sich vor 2 Jahren dazu entschieden hat, hier zu leben, war für uns klar, dass wir unser Leben immer mehr in Richtung Selbstversorgung umstellen wollen.
Daher habe ich mich mit Hilfe von Fachbüchern, Videos und Berichten über die Gewinnung von Ahornsirup sachkundig gemacht. Alles, was ich dazu benötige sind kleine Metall-ventile, Gefäße, Akkuschrauber, Bohrer, einen Ofen „Marke Eigenbau“, trockenes Holz und wirklich viel Zeit.

„Ahornsirup ist gut für das Gehirn und die Muskeln“

Für mich sind die „Regeln der Saftgewinnung“ sehr wichtig. Diese sind ganz einfach: Nimm nur so viel, wie du verwenden kannst und lasse dem Baum noch genug übrig! Ich lege Wert auf Nachhaltigkeit. Wichtig ist auch, dass ein Baum, der ca. 50cm Durchmesser hat, max. 2 Bohrlöcher mit Ventilen bekommt und Bäume mit geringerem Durchmesser nur ein Ventil. Nur so verbleibt genug Saft für die Blätter und den Rest des Baumes und wir können uns dann alle im Herbst an der Farbenpracht der Blätter erfreuen. Ich erkläre im Folgenden gerne den täglichen Ablauf der Saftgewinnung.

Saison ist von Februar bis Anfang April

Die Zeit von Ende Februar bis Anfang April, ist die Saison, in der wir die Säfte der Ahornbäume gewinnen können. Das bedeutet: Morgens, nach dem Frühstück, hinaus zu unserem selbstgebauten Ofen, um das Feuer anzumachen. Danach fahre ich mit dem ATV, das speziell für diesen Zeitraum umgebaut wurde, durch unseren Wald zu den Ahornbäumen, an denen ich zuvor die Auffangbehälter angebracht habe. Diese werden vor Ort in die Transporteimer geleert. Jeder Baum liefert uns im Durchschnitt innerhalb der Saison 40 Liter Ahornsaft.

„Ein sorgfältiger Kochvorgang ohne Pausen“

Nachdem ich den Saft gewonnen habe, geht es an den Kochvorgang. Für 1 Liter Ahornsirup werden ca. 40 Liter „Maplewater“ (so wird der Saft von den Kanadiern genannt) stetig erhitzt, bis am Ende nur noch eine braune, süße Flüssigkeit übrigbleibt – der fertige Ahornsirup. Der Rest der Flüssigkeit ist verdampft. Dieser Kochvorgang dauert viele Stunden und sollte ohne Pause und mit großer Sorgfalt durchgeführt werden. Das Feuer muss heiß genug sein, dass der Saft konstant kocht. Außerdem ist es zwingend notwendig, ständig weiteren Saft hinzuzugeben, wenn die Flüssigkeit niedrig steht, da der Ahornsirup sonst verbrennt.

Da uns Frische und Qualität der selbst hergestellten Lebensmittel wichtig sind, nehme ich mir gerne die Zeit dafür. Ich hoffe, dem Leser durch meinen Beitrag eine Inspiration geben zu können und wünsche jedem, der es selber ausprobieren möchte, viel Freude und Erfolg dabei.

Es lohnt sich!